Einführen von Beikost mit Fahrplan

Beikosteinführung – Ein natürlicher Prozess jenseits von Plänen

„Jedes Kind i(s)st anders.“ Das erkannte ich ziemlich schnell, als ich mich auf die Reise der Einführung von Beikost mit einem Fahrplan mit meiner Tochter Ida begab. Als Mutter zweier „Breifrei-Babys“ und Fachkraft für babyfreundliche Beikosteinführung möchte ich heute die konventionellen Beikostpläne, die uns Eltern oft angeboten werden, genauer unter die Lupe nehmen und warum sie oft mehr Fragen als Antworten bieten.

Beikost-Fahrplan: Ein kurzer Blick in die Vergangenheit

Der Beikostfahrplan, auf den viele Eltern heute stoßen, ist weder zeitgemäß noch wissenschaftlich aktuell. Er basiert auf Konzepten aus dem Jahr 1941 von Johanna Haarer, einer Vertreterin der schwarzen Pädagogik. Die Tatsache, dass wir heutzutage noch auf solch überholten Konzepten aufbauen, ist bedenklich.

Das Problem mit dem Beikostplan

Auf den ersten Blick mag dieser uns so häufig angebotene Fahrplan vertrauenserweckend und logisch erscheinen. Er bietet übersichtliche Grafiken und ist leicht verständlich. Man fühlt sich sicher, mit diesem Plan kann doch nichts schief gehen, oder? Doch wer genauer hinsieht, erkennt die Schwachstellen.

Die Hauptkritik am Einführen von Beikost nach dem bekannten Fahrplan ist:

  • Zu starr und einseitig. Verstehe mich nicht falsch, das kann enorme Sicherheit geben und wenn dein Baby dem folgt, ist das klasse. Doch was ist mit all denen, deren Baby so gar nicht nach Plan „funktionieren“?
  • Zu wenig Vielfalt. Die aktuelle S3 Richtlinie für Allergieprävention empfiehlt eine möglichst vielfältige Beikosteinführung. Das ist nicht möglich, wenn man eine Woche lang das gleich Gemüse anbietet. 100 Lebensmittel im 1 Lebensjahr sollte hingegen das Ziel sein. Es gibt keinen Beweis, dass mit Gemüse begonnen werden muss, das es eine Fleischbrei zu einer bestimmten Tageszeit gibt oder das der Milchbrei erst ab einem bestimmten Monat gegeben werden darf. Es gibt hunderte Lebensmittel die ab Beikostreife in babyfreundlicher Form bereits erlaubt sind und nur eine kleine Liste von ungeeigneten Lebensmittel für Babys.
  • Der Plan führt zum verfrühten Abstillen. Es wird leider immer wieder falsch dargestellt, das Beikostmahlzeiten die Milchmahlzeiten ersetzen sollen. So sollte es jedoch nicht sein, schon gar nicht im 1. Lebensjahr.

Einführung von Beikost nach Fahrplan

Es ist im Grunde nichts schlechtes, einem Fahrplan für die Einführung von Beikost zu folgen, jedoch ist der so weit verbreitete Beikostfahrplan wie zuvor genannt, nicht immer der optimale Weg sondern nur eine Option, ein möglicher Weg der Beikosteinfürhung. Es gibt auch andere, ggf. für einige einen bedürfnissorientierten Weg. Als uns einmal auf die Stufen und Monate der Beikosteinführung im Fahrplan eingehen.

5.-7. Monat

Der Beginn der Beikosteinführung sollte immer an den individuellen Zeichen der Beikostreife eines Babys ausgerichtet sein, nicht an einem festgelegten Tag oder Monat. Die UNICEF gibt an, dass diese Reifezeichen zwischen dem fünften und siebten Monat auftreten können. Somit ist der Plan in dieser Hinsicht irreführend.

6.-8. Monat

Beikost ist KEIN Ersatz für Milch. Dieser Plan suggeriert, dass Babys innerhalb eines Monats mehrere Milchmahlzeiten durch Beikost ersetzen können. In der Realität ist dieser Übergang individuell und kann nicht nach einem festen Plan gestaltet werden.

7.-9. Monate

Und auch hier ist nicht gesagt, das dein Baby schon weniger Milch benötigt. Vor allem wird das nicht von einem Plan oder von dir entschieden, sondern einzig und allein von deinem Baby. Wenn es die Milch nach der Beikostmahlzeit (die immer Angeboten werden sollte, auch Pre-Milch) eigenständig und mehrfachn ablehnt, dann kannst du eine Mahlzeit als ersetzt sehen. Aber stelle dich darauf ein, dass es zu Rückschritten kommen kann, das ist ganz normal.

10.-12. Monate

Die Annahme, dass Babys in diesem Alter nur noch morgens Milch benötigen, ist unrealistisch. Ungefähr 50 % aller Babys meiner Instagram Community trinken mit 12 Monaten noch überwiegen Mutter-/oder Pre-Milch. Viele Babys genießen ihre Milchmahlzeiten über das erste Lebensjahr hinaus. Die WHO empfiehlt sogar, mindestens bis zum zweiten Geburtstag neben der Beikost zu stillen.

Meine Erfahrung mit der Beikosteinführung

Meine Anfangszeit mit Ida war geprägt von Verwirrung und Selbstzweifeln. Überall gab es Ratschläge, doch keiner passte zu uns. Ida war nicht bereit, sich an einen Beikostfahrplan zu halten. Sie wollte weder Brei essen noch auf ihre Milch verzichten. Das führte zu der Erkenntnis: Ich musste meine Ansichten überdenken und auf mein Bauchgefühl hören. Durch intensive Recherche und meine Fortbildung zur Fachkraft für babyfreundliche Beikosteinführung wurde mir klar, dass Essen lernen ein natürlicher Prozess ist. Wie Krabbeln oder Sprechen kann man das Essen nicht erzwingen, nur weil es ein Plan so vorschreibt.

So kannst du Beikost mit Anleitung aber babyfreundlich anbieten:

Als Reaktion auf die Mängel und Unstimmigkeiten, die ich bei vielen Beikostplänen festgestellt habe, habe ich das Buch „So isst dein Baby Beikost“ geschrieben. Diese Anleitung geht gezielt auf die Kritik am Beikostplan ein, bietet eine sichere und gesunde Einführung in die Beikost und berücksichtigt vor allem die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Babys. 

Es ist ein Leitfaden, der von den realen Erfahrungen und dem fundierten Wissen aus meiner Fachausbildung geprägt ist, und der Eltern wirklich dabei hilft, den Übergang zur Beikost mit Vertrauen und Klarheit zu meistern.

SO ISST DEIN BABY BEIKOST

Eine Starthilfe für Eltern – mit und ohne Babybrei

Das Grundlagenbuch für den Beikoststart, inklusive 4-Wochen-Anleitung

Dieses Buch ist in verschiedenen Formaten (Taschenbuch, Gebunden oder eBook) im Buchhandel und auf Amazon erhältlich. Du kannst es dir hier in der Vorschau ansehen: Link zum Buch auf Amazon.de oder dem Button folgen und mehr Informationen erhalten.

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Ein Fazit jenseits der Pläne

Babys sind Individuen, und es gibt keine Einheitsgröße für ihre Ernährung. Das Wichtigste ist, auf die Zeichen und Bedürfnisse deines Kindes zu achten und ihm die Zeit und den Raum zu geben, sein eigenes Tempo beim Essen lernen zu finden.

Es gibt viele Wege, Beikost einzuführen. Bei der Suche nach dem besten Weg für dein Kind solltest du dir jedoch immer bewusst sein: Es ist dein Baby, und du kennst es am besten. Also, vertraue seinem Instinkt, lasse dich von fundiertem Wissen leiten und genieße diese besondere Zeit mit deinem Baby. Wer mehr über babyfreundliche Beikosteinführung erfahren möchte, kann sich an mein Grundlagenbuch „So isst dein Baby Beikost“ wenden.

Zum Schluss, liebe Mamas und Papas, denkt immer daran: Essen lernen ist ein wunderbarer Prozess. Nehmt euch die Zeit, ihn gemeinsam mit eurem Baby zu entdecken. Und vergesst nicht:

Jedes Kind i(s)st anders!

Dieser Beitrag ist von Franka. Sie ist Ernährungsberaterin, Fachkraft für Beikosteinführung mit und ohne Babybrei, Mama zweier Breifrei-Babys und mehrfache Beikost-Buchautorin.

Literaturhinweise

  1. https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/zoff-ums-beifuettern/
  2. https://www.stillen-institut.com/de/
  3. Netzwerk „Gesund ins Leben“, Broschüre: Das beste Essen für Babys.
  4. https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/beikosteinfuehrung/
  5. https://www.still-lexikon.de/empfehlungen-der-who-fuer-die-ernaehrung-gestillter-kinder/
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