Entspannung mit Baby am Essenstisch

Erschreckend einfach: Entspannung am Essenstisch

Stress am Essenstisch mit der Familie und vor allem mit den Kindern, ist für viele Eltern ein Thema.

Im heutigen Interview, aus meiner Experten-Artikel-Reihe, erzählt Magadalena, Erziehungsberaterin, wie einfach ein entspanntes Essen mit Baby und Kinder am Tisch machbar ist.

Am Ende gibt sie dir zudem ihre 3 ultimativen Erziehungs-Tipps mit auf den Weg.

Mein Abschied von den 50er Jahren

Weißt du, wie oft ich mich am Essenstisch schon geärgert habe?

Wie oft ich mir gewünscht habe, ein Familienessen wie in den 50er Jahren zu haben, wo alle ruhig sind und ihr Abendbrot essen?

Stattdessen habe ich dann zwischen den Kindern gesessen, Brote geschmiert und kleingeschnitten, Kleckereien weggewischt und immer und immer und immer wieder darum gebeten, sich doch aufs Essen zu konzentrieren.

Ich habe Frust und Wut der Kinder begleitet und auch meine eigene Wut in Schach gehalten.

Zum Essen bin ich dabei kaum gekommen… Und zufrieden waren weder ich noch meine Kinder, denn allzu oft endete unser Familienessen damit, dass ich schimpfte.

Ich lass los, lass jetzt los. Die Entspannung ist grenzenlos!

Wenn es dir ähnlich geht und du es dir eigentlich anders wünschst – nämlich ein Essen in Leichtigkeit, Verbindung und ohne Frust – dann hab ich jetzt den ultimativen Tipp für dich.

Insbesondere, wenn du Kleinkinder in der Autonomiephase hast.

Lass los!

Lass die Bilder der 50er Jahre los und lass Sätze wie „Das gehört sich so.“ oder „Das macht man nicht!“ los.

Wenn wir Eltern den Weg der bedürfnisorientierten Erziehung beschreiten – kann das viele Momente im Alltag entspannen. So auch das Familienessen.

Lass uns die Lupe anlegen und den Bedürfnis-Blick schärfen:

  • Was ist dir wirklich wichtig?
  • Welche Bedürfnisse hast du, wenn du mit deinen Kindern am Essenstisch sitzt?

Bei mir sind es hauptsächlich Leichtigkeit, Hunger, Entspannung und Genuss.

Okay.

Hunger und Genuss sind durch das aufgetischte Essen idealerweise gut zu stillen.

Und was ist mit Leichtigkeit und Entspannung?

Um diese beiden Bedürfnisse zu erfüllen, schaue ich mal zu meinen Kindern.

Welche Bedürfnisse haben die eigentlich gerade?

Hunger. Vielleicht.

Vielleicht sind sie auch von der Vesper oder vom Apfel zwischendurch zu satt, um in diesem Augenblick bereit fürs Abendessen zu sein.

Nur weil es 18 Uhr ist, hat mein Kind nicht automatisch Hunger…

Bedürfnisse sind mehr als Essen, Trinken und Schlafen

Wahrscheinlich sind nach einem langen Kita-Tag auch die Bedürfnisse nach Autonomie, Bindung, Leichtigkeit und Bewegung noch nicht so ganz erfüllt.

Ah! Leichtigkeit!


Nun möchte die bedürfnisorientierte Erziehung, dass die Bedürfnisse aller gesehen und möglichst erfüllt werden.

Wir dürfen Mittelwege finden. Und wir dürfen uns von Erziehungstipps unserer Großeltern ebenso lösen wie von störenden Glaubenssätzen.

Bei uns gibt es an manchen Abenden gar kein gemeinsames Essen als Familie. Stattdessen essen mein Mann und ich während die Kinder spielen.

Entweder, die beiden kommen dann dazu, wenn sie doch hungrig sind und ihr Spiel beendet haben oder ich bereite einen Teller mit Snacks vor.

Geschnittene Brote, Gurke und Nüsse für die Große. Geschnittene Brote und Banane für den Kleinen.

Ins Kinderzimmer gestellt, Getränk daneben und zack – der Familienfrieden ist wiederhergestellt, alle werden in ihren Bedürfnissen gesehen und ernstgenommen und alle sind satt, wenn es ins Bett geht.

Naja gut, ich nasche meistens noch heimlich, wenn die Kinder schlafen 😉

Ich bin Magdalena,

29 Jahre alt, Mama von 2 Kindern und Erziehungsberaterin.

Mit dem Ansatz der bedürfnisorientierten Erziehung bringe ich nicht nur in meinen eigenen Familienalltag mehr Verbindung und Leichtigkeit, sondern darf auch immer mehr anderen Eltern helfen, eine Erziehung ohne Schimpfen und Schreien zu finden.

www.familieinverbindung.de

3 Fragen, die mir häufig gestellt werden – und meine Antworten.

Schimpfst du denn nie?

Wäre wahrscheinlich klug, das so zu sagen, oder?

Das würde aber unnötigen Druck machen und vor allem so gar nicht meinen Alltag widerspiegeln.

Ich schimpfe. Manchmal.

Ich glaube, wir Eltern können nur dann auf Schimpfen verzichten, wenn wir uns voll und ganz um unsere eigenen Bedürfnisse kümmern und mit uns selbst absolut im Reinen sind.

Das ist im Alltag selten der Fall und so können wir sicherstellen, dass wir Dank kleiner Strategien möglichst entspannt und ausgeglichen sind.

Diesen Idealzustand der inneren Mitte können wir trotzdem nicht dauerhaft halten, denke ich. Das ist auch nicht schlimm – das darf sein.

Unsere Gefühle dürfen sein und sie dürfen raus. Und dann dürfen wir uns auch bei unseren Kindern entschuldigen und Verbindung herstellen.

Also kurz und knapp: Ich kümmere mich so gut um mich, dass ich möglichst wenig schimpfe 😊

Kennen deine Kinder überhaupt Grenzen, wenn Ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen?

Kinder lernen schon so früh so wahnsinnig viele Grenzen kennen. Denn sie sind für vieles zu klein oder zu schwach. Oder motorisch noch zu ungeschickt.

Dann kommen irgendwann Fremdbetreuung, Schule usw. dazu – auch hier lernen die Kinder viele Grenzen kennen. Und auch ich persönlich habe Grenzen.

Belastungsgrenzen beispielsweise. Die darf ich meinen Kindern zeigen, denn natürlich sind solche Dinge wichtig für eine gesunde emotionale und neuronale Entwicklung.

Nichtsdestotrotz beachte ich die Bedürfnisse meiner Kinder und achte darauf, sie möglichst zu erfüllen.

Denn sie selbst haben in ihrem Alter (3 Jahre | 11 Monate) noch kaum bis keine Strategien zur Bedürfniserfüllung erlernt und sind darauf angewiesen, dass ich ihnen dabei helfe. Also tue ich das und schaue dabei, dass unsere Bedürfnisse gleichwertig sind und meine ebenso erfüllt werden wie ihre.

Hast du einen ultimativen Tipp für die Erziehung in der Autonomiephase?

Japp. Drei sogar 😊

  1. Eigne dir Wissen an. Ob über Literatur, Podcasts, Instagramprofile oder Onlinekurse. Wissen über die neuronale Entwicklung von (Klein-)Kindern hilft enorm, bestimmte übermäßige Reaktionen auf vermeintliche Kleinigkeiten zu verstehen.
  2. Hol dir Unterstützung. Das können Nachbar*innen, Kita-Eltern, Tanten oder Großeltern sein. Menschen, die deine Kinder mögen und denen du vertraust. Wir alle brauchen unser Dorf! Auch Unterstützung in Form von Beratungen kann helfen. Oder in Eltern-Kind-Gruppen oder Kursen. Ein relativ neutraler Blick auf bestimmte Situationen kann oft großes Bewirken.
  3. Kümmere dich um dich. Lerne, was deine wichtigsten Bedürfnisse sind und finde Strategien, dir diese Bedürfnisse im Alltag bestmöglich zu erfüllen. Wenn du ausgeglichen und deine Bedürfnisse erfüllt sind, ist auch die Erziehung in der Autonomiephase easy peasy und du wirst Wutanfälle viel ruhiger begleiten als wenn dein eigener Akku dabei ist auszubrennen.
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