Beikost ab dem 4. Monat? Warum das nicht immer eine gute Idee ist!

Warum die Beikosteinführung ab dem 4. Monat nicht grundsätzlich zu empfehlen ist

Vielleicht kennst du das Gefühl – die ersten Wochen und Monate im neuen Leben deines Babys liegen hinter euch. 

Stillen oder auch die Flasche funktionieren (mittlerweile) gut und du fragst dich, wann geht es eigentlich mit der Beikost los?

Und schon stellen wir Eltern uns die nächsten Fragen, deren Antworten zu Verunsicherung führen.

In diesem Beitrag kläre ich die Fragen:

  • Ab wann kannst du mit der Beikosteinführung beginnen?
  • Ab wann braucht dein Baby Beikost?

Denn das sind zwei unterschiedliche Antworten.

Zudem erzähle ich dir, wann Ida das erste mal Avocado gegessen hat und ich kläre mal wieder einen hartnäckigen Mythos auf.

Eins vorab, Beikost ab dem 4. Monat ist nicht generell der beste und richtige Zeitpunkt um mit der Beikosteinführung zu starten. Es braucht mehr als nur ein bestimmtest Alter im Kalender.

Beikosteinführung vor dem 6. Lebensmonat

Am besten beginne ich mit meiner persönlichen Geschichte zum Thema Beikosteinführung. 

Als absoluter Baby-Anfänger hatte ich mir bis nach Idas Geburt und etwa 6 Wochen darüber hinaus keine Gedanken über feste Nahrung für Ida gemacht. 

Mein Hebamme sprach das Thema an.

Sie überraschte mich mit der Aussage, Ida bräuchte keine anderer Nahrung als Muttermilch bis sie 6 Monate alt ist. 

Auch wenn auf Babygläschen ab 4 Monate stehe, dies wäre lediglich eine Verkaufsmasche der Industrie, um noch mehr Gläschen verkaufen zu können. Diese Information nahm ich erstmal so hin.

Sie machte mich auf das Thema: baby led weaning bzw. breifreie Beikosteinführung aufmerksam.

Das nächste Mal kam ich mit dem Thema Beikost in Berührung, als eine bekannt Mutter, bei ihrer 2 Monate älteren Tochter mit der Beikosteinführung begann. 

Sie schickte mir eine Broschüre mit einem Plan zur Beikosteinführung, hier stand: Beikost ab dem 4. Lebensmonat.

Da war sie auch schon – die Verunsicherung. Was stimmt denn nun? Beikost ab dem 4. oder 6. Monat??

Beikosteinführung ab dem 4. oder 6. Lebensmonat?

Wer sich von Beginn an mit der breifreien Beikosteinführung beschäftigt stößt eigentlich durchgehend auf die Information: Beikost ab dem 6. Monat beziehungsweise ab Beikostreife

Jedoch ist diese Art der Beikosteinführung noch sehr unbekannt in Deutschland – zusätzlich halten sich negative aber schlichtweg falsche Aussagen zu dem Thema im Internet.

Die meisten deutschen Mütter suchen im Internet hauptsächlich Beikosteinführung mit Babybrei, Beikostplan oder ähnliches. 

Den wenigsten ist bewusst, dass es auch eine andere Möglichkeit der Beikosteinführung gibt. 

Und diese Suche führt nach wie vor häufig zu der Aussage: Beikoststart ab dem 4. Monat.

Auch Kinderärzte und Hebammen sind leider nicht selten auf dem veralteten Stand, den ersten Babybrei ab dem 4. Lebensmonat zu empfehlen. 

Dies kann jedoch gesundheitliche Folgen für Babys haben.

Darum ist es wichtig nicht zu früh Beikost zu geben

Wir Eltern wünschen uns nur das Beste und Gesundheit für unsere Kleinen. 

Warum sollten wir sie dann zu früh füttern? Sie haben noch so viel Zeit in ihrem Leben, all die tollen Dinge zu probieren.

Spätestens nach dem Bestseller: Darm mit Charm von Giulia Enders wissen wir alle, wie wichtig unser Darm für uns ist. 

Und das trifft eben auch auf unsere Babys zu. Der Darm deines Babys muss sich entwickeln und die Darmflora muss genügend Zeit haben, um sich aufzubauen, bevor feste Nahrung, sprich etwas anderes als Mutter-/Pre-Milch optimal verdaut werden kann.

Ich lese manchmal: „Unser Baby verträgt den Babybrei ab dem 4. Monat super“. Das kann jedoch ein Trugschluss sein, denn schädlich Folgen durch zu frühe Beikost zeigen sich in der Regel erst in späteren Jahren.

Neben lebenslangen Darmerkrankungen, besteht der Verdacht für ein erhöhtes Risiko von Diabetes und Fettleibigkeit sowie Übergewicht.

Und auch die Nieren unserer Kleinsten können frühen Belastungen häufig nur schwer standhalten.

Das heißt, auch wenn eine 4 Monate altes Baby keine Bauchschmerzen nach dem ersten Brei hat, hat es die Nahrung nicht zwangsläufig gut vertragen.

Das Warten lohnt sich also!

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Der richtige Zeitpunkt für die Beikosteinführung

Wann ist denn nun der richtige Zeitpunkt für die Einführung der Beikost – fragst du dich sicher. 

Um dem ganzen Thema mehr Fundament zu erteilen habe ich recherchiert und die aktuellen Empfehlungen von offiziellen Stellen zusammengetragen:

Das sagt die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (2010)

“Einführung der Beikost um das 6. Lebensmonat je nach Entwicklungsgrad des Kindes, nicht jedoch vor Beginn des 5. Monats (17. Lebenswoche) bzw. nach Ende des 6. Monats (26. Lebenswoche). Ein Weiterstillen während und nach der Beikosteinführung wird empfohlen. Muttermilch und Säuglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einführung der Beikost eine wichtige Nährstoffquelle im 1. Lebensjahr.”

Das sagt die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

“Beikost sollte nicht vor dem Alter von 17 Wochen (dem Beginn des 5. Lebensmonats) und nicht später als mit 26 Wochen (zu Beginn des 7. Lebensmonats) eingeführt werden. Der individuelle Zeitpunkt ergibt sich in Abhängigkeit vom Gedeihen und der Essfähigkeit des Kindes.”

Das sagen die Ernährungskommission der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie und Mitverfasser des EEK-Berichts

“Die Beikost sollte nicht vor dem 5. Lebensmonat (nach abgeschlossenem 4. Lebensmonat) und nicht später als zu Beginn des 7. Lebensmonats (nach abgeschlossenem 6. Lebensmonat) eingeführt werden. Es gibt zurzeit keine Evidenz für einen Nutzen einer gezielten Einführung der Beikost vor dem 5. Lebensmonat (vor dem abgeschlossenen 4. Lebensmonat), etwa zur Allergieprävention. Die Einführung der Beikost spätestens nach dem abgeschlossenen 6. Lebensmonat ist notwendig, da ab dem 7. Monat die Ernährungsbedürfnisse des Säuglings durch die Muttermilch nicht mehr genügend gedeckt werden können.“

Das schreibt die Ernährungs-Umschau

“Einführung von Beikost ab dem Beginn des 5.–7. Lebensmonats” [...] “Für den Beginn der Beikostfütterung gibt es ein weites Zeitfenster, das auf den ernährungsphysiologischen Bedarf an Energie und Nährstoffen sowie die inter-individuellen Unterschiede bei der motorischen Entwicklung zurückzuführen ist. Hinweise auf die Bereitschaft und Fähigkeit, Beikost zu essen, sind: • ein nachlassender Zungenreflex, • die Fähigkeit, den Kopf selbst zu halten und mit Hilfestellung aufrecht sitzen zu können sowie • ein Interesse an Lebensmitteln und am Essen”.

Beikost frühestens ab dem 5. Monat

Die genannten offiziellen Stellen sind sich beim Thema Säuglingsernährung einig:

Beikost frühestens ab dem 5. Lebensmonat, spätestens im 7 Monat, unter der Voraussetzung, dass das Kind beikostreif ist!

Konzentriere dich also nicht auf Zahlen, sondern auf die Beikostreife.

Schließlich lernt auch nicht jedes Kind mit exakt 8 Monaten Krabbeln und mit 12 Monaten laufen. Nein, es lernt es dann, wenn es physiologisch soweit ist. Genau so ist es auch mit der Beikostreife.

Warum sind dann also Kinderärzte und Hebammen sich dabei nicht immer einig?

Die Ernährungs-Umschau geht zudem einen Schritt weiter und definiert drei Zeichen für die körperliche und geistige Bereitschaft für die Beikost.

Auf diese 3 Reifezeichen solltest du unbedingt achten! Ich gehe in diesem Artikel genauer darauf ein.

Beikost ab dem 5. Lebensmonat

Nun gut, es ist klar, warum Beikost ab dem 4. Lebensmonat nicht empfehlenswert ist und sogar ungesund sein kann. 

Jedes Kind ist anders in seiner Entwicklung. Für einige ist die Beikost ab dem 5. Monat passend, andere wiederum beginnen erst mit 7 Monaten zu essen.

Aber die Zeitspanne von 2 Monaten ist für dich und andere Eltern sicher nicht hilfreich genug. 

Wie findest du also den richtigen Zeitpunkt für die Beikosteinführung bei deinem Baby?

Achte ab dem 5. Monat auf die drei Beikostreifezeichen

Wenn dein Baby diese erfüllt, kannst du sorglos mit der Beikosteinführung starten.

Das Buch für eine babyfreundliche Beikosteinführung

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Die Reifezeichen sind ausschlaggebend!

Und hier nochmal die Reifezeichen für die Beikosteinführung im Überblick: 

Wenn du mehr wissen möchtest, dann lies am besten: Die 3 echten Reifezeichen für die Beikosteinführung.

Baby Idas erstes Essen

Mit ungefähr 5 Monaten und 3 Wochen erfüllte Ida die drei Beikostreifezeichen und war somit bereit für ihr erstes Stück feste Nahrung. In Fingerfood geschnittene Avocado erschien mir als die richtige Wahl.

Wenn du wissen möchtest, wie Idas erste Beikost Erfahrung verlief, dann lies hier weiter.

Was kann mein Baby essen?

Wieder ein hartnäckiger Mythos

Nun war es gerade in unserer Kindheit Gang und Gebe schon vor dem 5. Lebensmonat Brei zu füttern. Dementsprechend bekommen wir Eltern heute häufig noch zu hören:

Die Milch enthält nicht genügend Nährstoffe, dein Kind braucht richtiges Essen.

Dem ist aber nicht so. Ein Baby das bis zum 6. Lebensmonat voll und ausschließlich gestillt wird, erhält alle notwendigen Nährstoffe, die es braucht! Es gibt demnach keinen Grund verfrüht zu füttern.

Und auch ab der Beikosteinführung ist Mutter- oder Flaschenmilch immer noch die Hauptnahrungsquelle im ersten Lebensjahr.

Beikost und nicht Ersatzkost!

Diese 6 weiteren Beikost Mythen solltest du auch kennen.

Ab wann braucht dein Baby Beikost?

Nun weißt du, wann deine Baby Beikost bekommen kann. Fehlt nur noch die Frage, ab wann dein Baby Beikost bekommen muss. Denn das sind zwei unterschiedliche Zeitpunkte!

Häufige Situation (Bericht meiner Hebamme):
Der Kinderarzt sagt zur Mutter (Kind 4. Monate alt): „Sie können beginnen ihrem Kind Beikost zu geben.“
Mutter versteht: „Sie müssen mit Beikost beginnen.“

Fällt dir das Missverständnis auf?

Babys können ab Beikostreife, in der Regel zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat, Beikost essen und verdauen. Brauchen tut ein Baby in diesem Alter die Beikost jedoch noch nicht! Denn es ist mit Mutter-/Flaschenmilch bestens versorgt. Es besteht also keinen Grund zur Eile.

Babys sollten mit 8 Monaten kleine Mengen Beikost essen. Ab dann wird die Nährstoffversorgung durch feste Nahrung ergänzt. Das wissen die wenigsten und stressen sich auch bei der breifreien Beikost, dass ihr Baby auch mit 10 Monaten kaum etwas isst. Dabei ist das nicht ungewöhnlich. 

Lass dich nicht von außen Stressen!

Es ist also völlig in Ordnung, wenn du dich dafür entscheidest die Beikosteinführung deines Babys auch später als 7. Monate zu beginnen.

Ich hoffe dieser Beitrag konnte dir Klarheit schaffen und du weißt nun, wann die richtige Zeit für Beikosteinführung für dein Baby ist.

Bücher zum Thema Beikosteinführung und Beikoststart:

Dieser Beitrag ist von Franka. Sie ist Ernährungsberaterin, Fachkraft für Beikosteinführung mit und ohne Babybrei, Mama zweier Breifrei-Babys und mehrfache Beikost-Buchautorin.

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